das Skelettsystem
1. Schädel | 13. Schienenbein |
2. Hinterhauptbein | 14. Kniescheibe |
3. Halswirbel | 15. Rippen |
4. Brustwirbel | 16. Brustbein |
5. Lendenwirbel | 17. Vordermittelfußknochen |
6. Kreuzbein | 18. Zehenknochen |
7. Becken | 19. Vorderfußwurzelgelenk |
8. Schwanzwirbel | 20. Elle |
9. Oberschenkel | 21. Speiche |
10. Wadenbein | 22. Oberarm |
11. Fußwurzel | 23. Schultergelenk |
12. Mittelfußknochen | 24. Schulterblatt |
25. Unterkiefer | |
die Gelenke | |
1 - Hüftgelenk | 2 - Ellenbogengelenk |
3 - Schultergelenk | 4 - Kniegelenk |
Hüftgelenksdysplasie (HD)
Die Hüftgelenksdysplasie (HD) des Hundes stellt mit
die häufigste Krankheit des Bewegungsapparates dar,
die mittelgroße bis große Hunde, Rassehunde wie
Mischlinge befällt. Seit wenigen Jahrzehnten
beschäftigen sich Tierärzte, Wissenschaftler und
Zuchtorganisationen eingehend mit dieser Erkrankung.
Heute weiß man relativ genau um die
Krankheitsentstehung; auch die Krankheitsursachen
sind weitestgehend bekannt. Auch wenn teilweise
verschiedene Auffassungen über die auslösenden
Faktoren bzw. deren Gewichtung bestehen, ist man
sich heutzutage doch einig, dass die HD größtenteils
erblich bedingt ist und aufgrund ihres polygenen
Erbganges und ihrer multifaktionell bedingten
Ausprägung von einigen, nicht genetischen Faktoren,
beeinflusst wird.
Das Hüftgelenk des Hundes wird von Anteilen des
Beckens (Sitzbein, Hüftbein und Schambein) sowie dem
Oberschenkelkopf gebildet. Die Beckenknochen bilden
die Hüftgelenkspfanne, in welche der
Oberschenkelkopf tief eingebettet liegt. Die
Gelenkflächen der beteiligten Knochen sind von
Knorpel überzogen. Das Hüftgelenk funktioniert als
Kugelgelenk und ist dadurch in nahezu jede Richtung
mehr oder weniger frei beweglich. Es wird zusätzlich
durch den Muskeltonus, die Gelenkkapsel und die
Adhäsionskräfte der enthaltenenGelenkschmiere
stabilisiert. Ein Band verbindet außerdem den
Oberschenkelkopf mit der Tiefe der
Hüftgelenkspfanne. Dies sind die Zustände, wie sie
beim gesunden Hund vorliegen und wie sie unabdingbar
für einen reibungslosen Bewegungsablauf über viele
Jahre eines Hundelebens hinweg sind.
Bestehen nun genetisch bedingte Abweichungen in Form
oder Zusammenspiel der genannten Strukturen, so
bezeichnet man solche Hüftgelenke als dysplastisch.
Solch eine Fehlbildung bzw. Fehlentwicklung eines
oder beider Hüftgelenke kann die unterschiedlichsten
Schweregrade aufweisen. Auch die Ausprägungsform
einer HD ist mannigfaltig. So kann die
Hüftgelenkspfanne zu flach sein und/oder der
Oberschenkelkopf zu klein. Jede Abweichung in der
Übereinstimmung von Pfanne und Kopf wird als
Inkongruenz bezeichnet. Manche Autoren machen
Muskelanomalien (vorrangig einen verkürzten Muskulus
pectineus) verantwortlich. Hierdurch werde der an
diesen Muskel angeheftete Oberschenkelkopf permanent
gegen die Pfannenwand aufgezogen, was wiederum zu
den bekannten Folgeerscheinungen führen soll.
Eine weitere Ursache für HD ist ein zu lockerer
Gelenkschluss, d. h. der Kopf sitzt nicht fest und
straff genug in der Pfanne. Gründe hierfür sind z.
B. zu schlaffe Bänder oder Gelenkkapseln. Beides,
sowohl die Inkongruenz als auch ein zu lockerer
Gelenkschluss, kann im Laufe der Zeit zu sekundären
degenerativen Veränderungen führen.
Diese stellen sich durch die dauerhaften
Fehlbelastungen der Gelenkflächen früher oder später
als Schwund des Gelenkknorpels sowie als Exostosen
und Arthrosen ein. Als extreme Folge hiervon
wiederum kann sogar eine Luxation des Hüftgelenkes
auftreten. Die knöchernen Veränderungen, die man
oftmals bei einer fortgeschrittenen HD auf dem
Röntgenbild feststellt, sind also nicht Symptome der
eigentlichen Erkrankung, sondern Folgeerscheinungen.
Mit ein Grund dafür, dass es bei der HD kein
"Alles-oder-Nichts-Prinzip", sondern alle nur
denkbaren Abstufungen an Schweregraden gibt.
Auch die Beteiligung verschiedener Umweltfaktoren
spielt hierbei eine Rolle. Besonders erwähnenswert
sind Fütterung und Bewegung. Wie und wann sich HD
vererbt, ist auch den Gelehrten nicht klar. Fest
steht aber, das HD vererbbar ist. Wir züchten
gezielt mit gesunden Hunden und möchten natürlich
wissen, ob wir damit Erfolg haben.
Neben den Erbanlagen gibt es in der Wachstumsphase
weitere Faktoren:
- zu schnelles Wachstum, durch Überernährung
- falsche Futterzusammensetzung
- Überforderung des Bewegungsapparates
Noch viel deutlicher ist dieser
Zusammenhang beim wachsenden Tier, wo Größen- und
Gewichtsverhältnisse oder auch qualitativ falsche
Ernährung einen fatalen Einfluss auf die Hüftgelenke
haben können. Die meiste Bedeutung haben hierbei die
Art der Fütterung sowie Art und Ausmaß der Bewegung.
Als nachteilig haben sich zu energiereiche sowie zu
eiweißreiche Fütterung vor allem großrassiger Hunde
erwiesen. Auch übermäßige körperliche Arbeit, z. B.
zu frühes und zu ausgedehntes Training, vor allem an
der Steilwand, wirkt sich negativ auf die
Entwicklung der Hüftgelenke aus. Die Empfehlung für
Junghunde von großen Rassen und Riesenrassen lauten
deshalb wie folgt : Der Hund sollte möglichst
langsam und nicht "zu fett" gross werden. Er
erreicht seine genetisch vorgesehende Grösse dann
halt erst ein bis zwei Monate später. Eine straffe
Kruppen- und Oberschenkelmuskulatur durch moderate,
gleichmäßige Bewegung hingegen ist günstig für die
Stabilisierung der Hüften. Optimale
Aufzuchtbedingungen die für gewissenhafte Züchter
und Halter sowieso eine Selbstverständlichkeit sein
sollten, sind für die Aufzucht HD-gefährdeter Rassen
und Hunde ein absolutes MUSS. Fahrrad fahren und
ständiges Treppen steigen ist ein absolutes tabu für
einen Welpen und Junghund.
Nach wie vor wichtigstes diagnostisches Mittel ist
die Röntgenaufnahme. Bei manchen Rassen zur
Zuchtzulassung Pflicht, sollte generell jeder Hund
ab mittlerer Größe (auch Mischlinge) in einem
bestimmten Alter (frühestens mit 12 Monaten)
HD-geröntgt werden, um Inkongruenzen oder
deformierte Gelenksanteile feststellen zu können.
Um die Aufnahme dann auswerten zu können, muss der
Tierarzt, zumindest bei den leichteren Graden, über
einige Erfahrung verfügen, wobei die Anzeichen einer
schweren HD auch für Laien oft schon zu erkennen
ist. Die sogenannten "offiziellen" Aufnahmen müssen
zur Auswertung an eine zentrale Auswertungsstelle
geschickt werden, die je nach Rassezuchtverein
unterschiedlich ist.
Ellenbogendysplasie (ED)
Das Fatale bei der ED ist, dass die unten
aufgeführten Erkrankungen, oder besser gesagt deren
Folgen, sowohl einzeln als auch kombiniert auftreten
können. Der Hund leidet unter schmerzhafter
Lahmheit, bewegt sich nur, wenn es eben sein muss
und auch die Gliedmassen können Fehlstellungen
aufweisen. Die Beschwerden treten meistens während
der stärksten Wachstumsphase, also zwischen dem 4.
bis 8. Monat auf. Oft gibt es zwischen den
verschiedenen Erkrankungen im Ellenbogengelenk nur
geringfügige Unterschiede und es ist darum sehr
wichtig einwandfreie und qualitiv hochwertige
Röntgenfotos zu machen, um zu einer richtigen
Diagnose zu kommen. Genau wie beim HD-Röntgen, ist
nicht jeder Tierarzt hierauf spezialisiert und es
empfiehlt sich einen Spezialisten aufzusuchen.
OCD
Während der Wachstumsphase kann es vorkommen, dass
Knorpel nicht verknöchert. Diese Stellen bleiben
dann dick und sehr empfindlich. Der Knorpel kann
sich von der Unterschicht des Gelenkes teilweise
oder auch ganz ablösen und lose im Gelenk liegen
bleiben. Der darunterliegende Knorpel verwächst sich
jedoch nicht mit dem abgerissenen Stück und er füllt
auch das entstandene "Loch" nicht wieder auf. Durch
diese Unregelmässigkeiten im Gelenk entsteht
Verschleiss. OCD offenbart sich häufig so rund nach
4-7 Monate und kommt meistens beidseitig vor. Rüden
erkranken in der Regel öfter als Hündinnen. Bewiesen
ist das eine zu reichliche Fütterung
(Welpenfutter!!) und ein damit verbunden zu hoher
Calciumwert OCD verschlimmert. Meistens handelt es
sich um grosse, viel zu schwere Tiere, die nach
aussen gedrehte Vorderbeine aufweisen ("Französisch
stehen"). Eine Operation (Kuratage= abkratzen der
Knorpelschicht) ist notwendig, garantiert aber keine
100 % Heilungschancen.
FPC (Frakturierter Processus Coronoideus)
An der Innenseite des Ellenbogens finden wir an der
Elle ein Stückchen Knochen das den Namen Processus
Coronoideus trägt. Wenn er während der
Wachstumsphase nicht richtig verknöchert, ist er
instabil und kann abbröckeln um lose im Gelenk
liegen zu bleiben. Wir würden es als Mensch mit
einem "Stein im Schuh" vergleichen. Diese abgelösten
Stücke verursachen immer einen Verschleiss im Gelenk
(Arthrose). Es ist sehr schmerzhaft. FPC ähnelt sehr
der OCD, aber durch ein Röntgenfoto bekommt man
Deutlichkeit. (Ein Hund kann sowohl OCD als auch FPC
haben!) Die Probleme treten meistens so rund ab 3 –
10 Monat auf und 50 % der Patienten haben es
beidseitig. Die losen Knochenstückchen müssen auf
jeden Fall operativ entfernt werden. Nach 3 Wochen
zeigt sich bereits Verbesserung.
IPA (Isolierter Processus Anconaeus)
Eine andere Störung im Ellenbogengelenk ist die
Abtrennung des Krümmungsfortsatz des
Ellenbogenhöckers das auf ähnliche Weise loslassen
kann. Es ist nur mit Knorpel am Knochen verbunden
und somit an dieser Stelle gegen mechanische
Einwirkung geschwächt und der Processus Anconaeus
(PA) kann abreissen. Auch das ungleiche Wachstum von
Elle und Speiche kann zum abtrennen des PA führen.
In 30 % der Fälle kommt es beidseitig vor. Der
abgelöste PA muss operativ entfernt werden und eine
Verbesserung des Zustandes zeigt sich relativ rasch,
wenn der Verschleiss noch nicht allzu weit
fortgeschritten ist.
Inkongruenzen
Eine weitere Störung im Ellenbogengelenk kann das
ungleiche Längenwachstum von Speiche und Elle sein.
Die Teile passen sozusagen "nicht mehr richtig
aufeinander". Wächst z.B. die Speiche schneller als
die Elle kommt es zu einer Stufenbildung. Dieser
Zustand kann sich noch normalisieren. Wenn das Tier
bereits ausgewachsen ist und dieser Defekt
festgestellt wird dann muss dieser behandelt werden.
Mögliche Ursachen für Ellenbogendysplasie
können sein:
- Eine starke Überbelastung in der Wachstumsphase, lange anstrengende Spaziergänge, Fahrradfahren oder übermässiges Treppen steigen
- Zu reichliche Fütterung, hochwertiges Welpenfutter oder zufügen von extra Vitaminpräparaten an ausgewogenes Futter das eine Störung des Ca/P Verhältnisses bewirkt.
- Erbliche Veranlagungen, obwohl sich bei diesem Punkt die Geister scheiden, denn man weiss noch nicht, welche Faktoren erblich sind.
- Und nicht zu vergessen Unfälle, schwere Stürze, Verstauchungen, Brüche und Tumore können ebenfalls ED verursachen.